Ha det så bra!

Hej,

Hem är där hjärtat är – Home is where your heart is – Heimat ist, wo dein Herz ist.

Dies ist der (vorläufig) letzte Eintrag in meinem ersten Internetblog in der ersten Woche nach Stockholm! Ich möchte all den vielen, vieelen (vieeeelen!) Leuten danken, die sich durch meine 45 Artikel gekämpft, hier und da geklickt und digital sowie mündlich Kommentare abgegeben haben 🙂

Entschuldigen möchte ich mich bei allen Leuten, die eigentlich auf der Suche nach

• krippekratz rezept,
• wasser malen mit öl wellen,
• фортепиано,
• riga uni,
• liegestühle uni farben,
• bilder von komparation,
• …

waren und dann auf meine Seite geleitet wurden. Bisher gibt es hier leider noch recht wenig Informationen zu diesen Themen, aber ein Blog über unifarbene Liegestühle ist in Planung…es scheint da noch ein gehöriges Informationsdefizit bei bestimmten Teilen der Bevölkerung zu geben!

Die Zeit in Schweden war so …alles mögliche von kalt bis grün, warm bis luftig, hart bis melodisch, weiß bis lecker, dass ich hier nur das allerwenigste verschriftlicht habe. Viele weitere tolle und unschöne Ereignisse ließen sich in diesem Rahmen nicht angemessen beschreiben. Sollte daher irgendjemand Fragen haben, weil er selber nach Stockholm geht, Interesse hat oder er mehr wissen möchte über „bilder von komparation“, kann er gern Google bedienen…oder mich fragen, denn im Endeffekt kommt es dann doch auf das gleiche raus (s.o.) 😉 Ansonsten hoffe ich, dass meine Momentaufnahmen einen kleinen Einblick in mein Liv i Sverige geben konnten.

Hem är där hjärtat är  – Wo ist deine Heimat? Was ist Heimat? Diese Frage konnte ich wie erwartet nicht beantworten, aber schön, mal drüber „gesprochen“ zu haben, oder? Für mich hat sich jedenfalls gezeigt, dass ein einzelner Begriff für Heimat viel zu wenig ist. Ebenso wie das Volk der Inuit viele Worte für Schnee kennen, hätte ich für meine letzten und wahrscheinlich auch nächsten paar Monate Heimat-Differenzierungen für

• dort, wo du aufgewachsen bist,
• dort, wo du Freunde gefunden hast,
• dort, wo du (temporär) die meiste Zeit verbringst,
• dort, wo es Dinge gibt, die dich begeistern,
• dort, wo Leute an dich denken,
• den Ort, nach dem du dich sehnst,
• …

gebrauchen können, um geistig und sprachlich Hem är här und Hem är där sortiert zu bekommen.

I alla fall kann man sagen, dass (wie vieles andere auch) Heimat das ist, was man selber aus einem Ort oder einer Zeit macht (Bild: abgewandeltes Cover eines Lebensratgeber-Buchs).

Ha det så bra!

 

Heute hier, morgen dort…

Heute hier, morgen dort,
bin kaum da, muss ich fort,
hab‘ mich niemals deswegen beklagt.
Hab es selbst so gewählt,
nie die Jahre gezählt,
nie nach gestern und morgen gefragt.

Manchmal träume ich schwer
und dann denk ich es wär
Zeit zu bleiben und nun
was ganz andres zu tun…

Okej, ich bin kein Liedermacher (-Hörer), doch in den letzten Wochen kam dieses Lied von Hannes Wader des Öfteren in meinen Sinn, sodass ich mir dieses schließlich einige Male bei Youtube anhören musste. Auch wenn nicht jede Zeile 100%ig zu mir passt, finde  ich die Stimmung immer auf der Reise zu sein sehr passend zur Frage, was eigentlich Heimat ist.

Gerade hatte ich angefangen zu realisieren, tatsächlich fast ein halbes Jahr in Schweden verbracht zu haben, da ging es letzte Woche schon wieder mit vollen Koffern in Richtung Heimatstadt. Nach dem schönen Wiedersehen und Kennenlernen vieler netter Leute in den letzten (leider sehr wenigen) Tagen hat nun schon der nächste Abschnitt begonnen, also wieder ab in den Norden, bis ans Meer…

So vergeht Jahr um Jahr
und es ist mir längst klar,
dass nichts bleibt, dass nichts bleibt,
wie es war.

Så här firar man Midsommar!

Midsommar ist vorbei und nach meinem vorherigen Artikel muss nun natürlich noch berichtet werden, wie man Midsommar in Schweden feiern kann.

Früher habe ich mich beim Reim „…und wenn das fünfte Lichtlein brennt, hast du Weihnachten verpennt“ immer gefragt, wer denn wirklich so dumm ist, Weihnachten zu verschlafen. Als ich allerdings dann während des Midsommar-Freitags durch Zufall erfahren habe, dass der eigentliche Midsommartag nicht wie angenommen am Samstag, sondern schon am heutigen Freitag (22.6.) ist, mussten zum einen ganz zügig die Pläne für den Tag und zum anderen die Anwendung des Adjektives „dumm“ auf meine Person überdacht werden. Denn Midsommar ist in Schweden (offiziell) das zweithöchste Fest im Jahr und jeder sollte hier wissen, wann es stattfindet. Daher befanden sich bei Informationen zum Programm verschiedener Midsommarfeiern nur die Uhrzeiten, nicht aber das Datum. Beruhigenderweise war ich nicht der einzige „Dumme“. Nun aber zum eigentlichen Fest. Am Ende hat doch noch alles geklappt und wir haben eine tolle Feier in Solna (einem „Außenbezirk“ von Stockholm) miterlebt.

Der Festplatz befand sich auf einem historischen Bauernhofgelände auf dem es verschiedene Aktionen für Kinder, Kaffee und Kuchen, Süßigkeiten, Würstchen und natürlich eine Midsommarstång gab. Baum schmücken, Kränze pflechten, Nagelbalken schlagen, nach Süßigkeiten angeln (Fiskedamm) – insgesamt spielen die Kinder bei diesem Fest eine der Hauptrollen.

Nachdem der Baum aufgestellt wurde, begann dann der dans kring midsommarstången zur Musik von Geige und Gitarre.

Natürlich gab es auch wieder Jordgubbstårta, deren Geschmack ausführlich evaluiert werden musste :-).

Nach einigen Stunden leerte sich der Platz allmählich, da die Schweden nun wohl zum privaten Teil der Midsommar-Feier zu Hause übergingen. Als wir später durch Stockholm radelten, hat sich auf jeden Fall eines bestätigt: Stockholm ist bis auf die Touristen an Midsommar ausgestorben. Fast alle Geschäfte, Restaurants und Bars sind stängt, auf einigen Straßen waren die Ampeln abgeschaltet.

Am nächsten Tag war dann noch Skansen angesagt, wo alle größeren traditionellen Feste gefeiert werden – Midsommar gleich an drei Tagen mit fast identischem Programm. Eine traditionelle Musikergruppe lud zum gemeinsamen Tanzen mit Alt und Jung in unterschiedlichen schwedischen Trachten ein. Und irgendwo mittendrin war Michel (heißt hier Emil), aber ohne seine Mysse.

Apropos Michel: Für noch mehr Schweden-Sommereindrücke, hört euch Idas Sommarvisa an ;-)!

Bohusleden – Der Weg ist das Ziel

Mitte Juni war Urlaub geplant. Fünf Tage Fjordwanderung in Norwegen. Alle Bus- und Schiffsverbindungen, Wanderetappen und die Anreise waren geplant, doch dann der Wetterfrosch so: Fünf Tage Wanderung? – Ich gebe euch fünf Tage Regen. Also haben wir umgeplant und sind drei Tage auf dem Bohusleden (nahe Göteburg) gewandert, mit Sack und Pack durch Wälder, Felder, Felsen, sumpfige Gebiete und vorbei an vielen Seen. Wettervorhersage: nur 1,5 Tage Regen, aber das war zum Glück nicht ganz zutreffend:-).

Der Weg ist größtenteils einfach zu gehen und die Etappen sind gut zu schaffen. Größer als der Reiz der sportlichen Herausforderung ist hier der der Landschaft und der der Einsamkeit.

Während der gesamten Wanderung haben wir nur sehr wenige andere Menschen getroffen, sodass wir abends unbelegte Windschutzhütten vorfanden, die etwa alle 15 bis 20km  entlang der Strecke aufgestellt sind.

Feuerholz sammeln, einen Sprung in den See vor der Hütte und Abendessen kochen – wahrscheinlich gibt es nicht viele Möglichkeiten,  weit weg von Klausuren, Karopapier und Computern zu kommen als sich auf die Natur einzulassen.

Kurz nach Mitternacht ist es völlig windstill und das Restlicht der nicht komplett verlöschenden Sonne wirft ein Wolkenmuster auf die perfekte Spiegelfläche.

Hem är där skogen är – Heimat ist, wo der Wald ist

Un, zwei, üç, fyra!

Freitag abend, die Uni ist endlich vorbei. Was macht man dann? Genau! Man sperrt sich bis spät abends zwei Stockwerke unter der Erde in einen Keller ein, der etwa eine Bus-/Tunnelbana-Stunde von der eigenen Wohnung entfernt liegt. Aber sobald man die verschiedenen Stahltüren und Gitter passiert hat, kann es losgehen.

Un, zwei, üç, fyra – Es ist Bandprobe unseres Jazz-Funk-Trios. Mit von der Partie sind ein schwedischer Bassist mit uruguayischen Wurzeln und ein türkischer Schlagzeuger, anfangs auch noch ein Gitarrist aus Italien. Glücklicherweise bin ich auf Musiker gestoßen, die genauso Musik-verrückt sind wie ich und mit denen man sich musikalisch austauschen kann. Ohne große Worte, dafür mit Melodien, Akzenten und Rhythmen. Die Musik lässt den Raum größer und weiter werden und schnell ist die Location vergessen.

Auf unserer Suche nach einem Sänger stießen wir auf einen Schweden, der sich bei einer Probe-Probe nicht wirklich in ein musikalisches Gespräch einlassen konnte. Überraschenderweise hatte dieser dann ganz plötzlich recht dringend einen nicht näher definierbaren Termin, sodass er seine Sachen packte, ging und nie mehr etwas von sich hören ließ. Ein Beispiel für die schwedische Feedback- und Konflikt-Vermeidungs-Mentalität?

Home is where music is no foreign language

Kista Alléväg

„Wohnst du wirklich in ’nem Container?“ So etwas wird man als Student wahrscheinlich nur gefragt, wenn man in den Wohnungen in Kista Alléväg wohnt. Die Wohnsituation hier in Stockholm ist schwierig bis hoffnungslos, sodass alle Möglichkeiten genutzt werden, irgendwie Studenten unterzubringen. Mein anfänglicher Versuch, die Unterkunft zu wechseln, war nicht erfolgreich, allerdings bin ich immer noch sehr froh überhaupt ein Dach über dem Kopf bekommen zu haben (es gab wohl sogar schon Fälle, in denen Studenten ihr Auslandsstudium abbrechen mussten, da sie zwar an der Uni angenommen wurden, aber keine Wohnung finden konnten). Leider muss man sagen, dass die Wohnungen der KTH Accomodation im Alléväg keine große Zuwendung erfahren. Sie sind spartanisch ausgestattet, ein Internetzugang wird nicht bereitgestellt, der Recycling-Raum ist so überflutet von Müll, dass man diesen nicht mehr betreten kann, Abflüsse auf den Zufahrtswegen sind verstopft und die Miete ist vergleichsweise teuer. Ein paar Meter weiter liegen die Überreste von alten Wohncontainern, da angeblich früher schon geplant war die Container-Siedlung abzureißen.

Durch den etwas weiteren Weg zur Tunnelbana-Station und der insgesamt langen Anreise zu…eigentlich Allem, war es besonders im Winter nicht so erfreulich hier zu leben. Doch mit den ersten warmen Tagen ist auch das Leben hier in Kista erwacht und die Grünflächen rund um die Wohnungen dienen als Treffpunkt. Bei vielen Barbecues wird bis tief in die Nacht das nachgeholt, was in den kalten Monaten so gut wie nicht stattgefunden hat, da es keinen gemeinsamen Korridor gibt: Kennenlernen der Nachbarn.

Doch vor ein paar Wochen begannen dann bereits die farewell barbecues und mehr und mehr Leute gingen zurück in ihre Heimat. Wahrscheinlich lernt man selten so viele verschiedene Menschen in so kurzer Zeit kennen und muss sich bereits nach so kurzer Zeit wieder verabschieden wie während eines Auslandssemesters – wenn man ehrlich ist, wird das größtenteils ein Abschied für immer sein…

Home in Kista Alléväg – Living permanently in temporary buildings 😉

Hur firar man Midsommar? – Jordgubbstårta

Wie feiert man Midsommar? Ein Gemälde von Anders Zorn aus dem Jahre 1897, bildet – wie ich finde – gut die Vorstellung ab, die viele Menschen von Midsommar haben:

Aber was ist Midsommar heute? Über diese Frage habe ich in den letzten Wochen mit vielen Leuten gesprochen, um zu planen, was man eigentlichen Feiertag unternehmen kann. Die vielen verschiedenen Antworten von Schweden und Internationals bestätigt nur eins: Es gibt zumindest in Deutschland kein Pendant zu diesem Festtag. Um eventuellen Fragen vorzubeugen, was man denn nun an Midsommar so in Schweden macht, hier eine Auswahl an Statements zu oben genannter Frage.

• „Wir feiern irgendwo nicht weit weg von zu Hause/unserer Sommarstuga, da man mit Alkohol nicht mehr Autofahren kann.“
• „Ich glaube Midsommar wird so gefeiert wir ein Dorffest.“
• „Ich glaube Midsommar wird so gefeiert wie Weihnachten – im Familienkreis.“
• „Ich glaube Midsommar wird so gefeiert wie Silvester – mit Party.“
• „An Midsommar sollte man nicht in Stockholm bleiben, da alle Schweden die Stadt verlassen und raus aufs Land/ die Schären fahren.“
• „Ich feier auf einer Schäreninsel – die haben da auch eine Majstång.“
• „Ich feier nicht auf einer Schäreninsel – da gibts Besäufnis.“
• „Geh nach Skansen (Freilichtmuseum), da sieht man die richtigen Midsommar-Traditionen!“
• „Geh bloß nicht nach Skansen, das ist touristisch und nicht authentisch!“

Irgendwie alles recht verwirrend…mal sehen was sich so ergibt. Klarer scheinen allerdings die traditionellen Midsommar-Speisen zu sein. So zum Beispiel wie hier bereits erwähnt die Jordgubbstårta, die ich natürlich direkt mal selber backen musste. Damit sich alle (zumindest Essens-technisch) auf Midsommar vorbereiten können, hier ein Rezept (angepasst von www.recepten.se).

Zuerst backt man einen dicken Boden aus (Angaben für eine 26 cm Springform):

• 4 Eiern
• 2 dl Zucker
• 1.75 dl Mehl
• 1.5 Teelöffel Backpulver

Wie gewohnt die Form einfetten und mehlen, Teig einfüllen und ab in den Backofen bei 180° für 40 min.

Nun den Boden horizontal in drei Schichten zerteilen und den untersten Teil mit Vanillepudding bestreichen. Die zweite Teigschicht darauf legen und mit zerkleinerten Erdbeeren und eventuell etwas Erdbeermarmelade bestreichen (Achtung: kann schnell zu süß werden, daher besser Marmelade weglassen). Diese Erbeerschicht mit etwa 1 cm steif geschlagener Sahne bedeckten und den letzten Boden auflegen. Nun wird alles mit Sahne zugespachelt und am Ende mit so vielen frischen Erdbeeren wie möglich verziert – Fertig!

Leider ist auf Grund mangelnder Ausrüstung die Sahne nicht so schön geworden wie erhofft. Die Erdbeermarmeladen-Schicht (in meiner Version unter dem Vanillepudding) sollte man vielleicht besser weglassen, es macht das Ganze sehr süß und engt die echten Erdbeeren geschmacklich ein.

Hammond + Kuchen = Verrückt.

Langsam aber sicher neigt sich meine Zeit in Schweden dem Ende und daher war es an der Zeit, einen der verbleibenden Punkte meiner imaginären „ToDo-Liste“ für meine Zeit hier in Schweden abzuarbeiten. Eigentlich wollte ich mal wieder eine neue Schäreninsel erkunden, aber das Wetter war nicht so brilliant und irgendwie hat es mich mehr nach Hammond Svenska getrieben. Leute, die wie ich verrückt nach den alten elektromechanischen Hammond Orgeln sind, stoßen bei ihrer Suche nach Videos mit Orgelmusik früher oder später auf den schwedischen Hammond Store, in dem nicht nur neue, sondern auch alte, gebrauchte Orgeln angeboten und ausgestellt werden. Glücklicherweise liegt dieser in der Nähe von Stockholm und daher hatte ich seit Anfang an schon geplant, da einmal hinzufahren. Für die Leute, die nicht wissen, was eine Hammond-Orgel ist: Klick! Hier ein „Archivbild“ meiner geliebten 1963er Hammond A-100 back home in Deutschland.

Noch bevor ich den Austellungsraum betrete, weiß ich: Hier bin ich zu Hause! Es riecht nach dieser charakteristischen Mischung aus Holz, Öl und Röhren, die nur Hammonds erzeugen. Der Laden ist nur nach Vereinbarung geöffnet und ich bin der einzige Kunde. Kunde? Eigentlich ehr weniger, da ich vorher angedeutet habe, dass ich ehr aus Neugierde als aus konkretem Kaufinteresse komme. Geschlagene zwei Stunden nimmt sich der Herr von Hammond Svenska Zeit, mich die meisten Orgeln mit verschiedenen Leslies anspielen zu lassen: B-3, New B-3 Concert E (von 1937!), XK-3, SK-2. Er erzählt Anekdoten von berühmten Musikern, die Instrumente bei ihm kaufen oder von Kunden, die fragen, ob die Hammond (wohlgemerkt hauptsächlich ohne jeden Transistor und vor 1975 gebaut!) kompatibel zu Windows ist. Mehr ein Musiker und ein Enthusiast als ein Verkäufer und gerade dadurch der beste Verkäufer.

Doch irgendwann ist der letzte Ton gespielt und ich mache mich auf den Weg nach Hause…

…fast. Zunächst weiß ich nicht, ob ich die spontane Einladung „Komm mit, du musst doch was essen!“, mit ihm auf die Abiturfeier der Tochter seiner Nachbarn zu kommen, ernst nehmen soll und als gut erzogener Deutscher frage ich mehrfach nach, denn es wäre ja unfreundlich einfach in eine Familienfeier hereinzuplatzen. „Wir sind hier nicht in Deutschland, sondern in Schweden. Das ist hier anders!“ Es macht wirklich Keinem etwas aus, dass er einfach „en kund från Tyskland“ mit nach Hause (bzw. das der Nachbarn) gebracht hat und alle sind wirklich sehr nett. Das Abitur wird hier in Schweden groß gefeiert. Viele waren mit Sommerkleid bzw. Krawatte ausgestattet, alle näheren Angehörigen (und ein irgendwie völlig erstaunter und verwirrter deutscher Austauschstudent) waren da und nachher wurden noch offiziell Geschenke ausgepackt.

Zunächst gab es ein kaltes Buffet, einen typisch schwedischen Smörgåsbord (ett bord = der Tisch) mit einer ebenso typischen Smörgåstårta. Das ist eine herzhafte Torte mit verschiedenen Schichten aus Fisch, Teig und Crème fraîche/Mayonnaise (Rezept). Im Anschluss: Kaffe och Tårta. Unter den vier verschiedenen (diesmal süßen) Torten mein klarer Favorit: Jordgubbstårta (Erdbeertorte, Rezept). Ein leichter, mit Vanillepudding gefüllter Boden bestrichen mit Sahne und belegt mit frischen Erdbeeren. Dies ist eigentlich DER Midsommar-Kuchen und steht daher sogar im Nordiska Museet (Nordisches Museum) auf dem typischen Midsommar-Tisch. Ich habe es vorgezogen bei diesem Familienfest mal ausnahmsweise nicht als Paparazzi aufzutreten, daher hier ein Bild aufgenommen in oben genanntem Museum.

Eigentlich wollte ich an diesem Tag in die Schären fahren, um Schweden zu erkunden. Gelandet bin ich irgendwo im Süden von Stockholm, mitten in einer Feier einer Familie, die mich nicht kennt und die mich trotzdem freundlich willkommen heißt, durch einen Menschen, den ich vor ein paar Stunden das erste Mal getroffen habe und habe dadurch…Schweden erkundet.Verrückt.

Die unergründlichsten Wege sind meist die interessantesten.

Entweder ganz!

…das ist wohl so ein bisschen das Motto meines Studiums hier an der KTH. Gerade ist Klausurphase und es wird oft gefragt: „Und, wieviele Klausuren schreibst du noch?“ Mittlerweile liegt das bei mir schon fast wieder im grünen Bereich, denn ich schreibe nur noch eine Klausur, während viele andere allerdings schon fertig sind. Zu Beginn der Klausurphase stieß ich allerdings oft auf Unverständnis, warum ich während meines Austauschsemesters tatsächlich so viel für die Uni arbeite. Reaktionen: „Ich bin hier zum Urlaub machen.“, „Lernen kann ich auch zu Hause, an meiner Uni zu Hause ist das Studium sooo anstrenged.“, „Ich mach hier nur das, was ich unbedingt muss, damit Erasmus mein Auslandsstudium anerkennt.“, „Na dann aber viel Spaß.“

Ok zugegeben, vielleicht habe ich mir ein paar viele Kurse aufgehalst, aber das war ja schon beabsichtigt und geplant. Teilweise haben mich diese Reaktionen schon etwas geärgert. Ist das Leben wirklich einfacher, interessanter und intensiver, wenn man versucht einen Weg mit scheinbar weniger Arbeitsaufwand zu wählen? Naja, ich habe mal darauf verzichtet, diese Diskussion in den dann wahrscheinlich nicht mehr so smallen Talk einzubringen. In „Electricity Market Analysis“ haben wir (mal vereinfacht ausgedrückt) gelernt: „Wenn etwas im Überschuss vorhanden ist, verliert es seinen Wert“. Das lässt sich auf Vieles anwenden. Nicht nur auf übermäßige Arbeit, sondern auch auf Freizeit. Natürlich gibt es aber auch viele Leute die wirklich viel für die Uni arbeiten, vor allem unter den schwedischen Studenten (und wahrscheinlich gibt es wie immer eine nicht zu vernachlässigende Zahl an Studenten, die ihren eigenen Zeitaufwand für die Uni herunterspielen, weil das halt besser „rüberkommt“…).

Wie man sieht wird die Tafel in einem Computerraum der E-Techniker intensiv genutzt, um Skizzen und Formeln zu diskutieren. Dem Gesamtkunstwerk hat dann irgendjemand den Titel gegeben: Welcome to EE, this degree is not for free! – Willkommen bei den Elektrotechnikern – diesen Abschluss bekommt man nicht umsonst!

Jedenfalls waren die Kurse echt interessant und durch gemeinsame Arbeit an Aufgaben und Projekten bin ich auch ein bisschen in Kontakt mit schwedischen Studenten gekommen, was hier gar nicht so einfach ist, da zum einen die Utbytesstudenter (ut = aus, byta = tauschen) in vielen Kursen die Mehrheit darstellen und zum anderen die Schweden bekanntlich etwas reserviert sind.

Hem är där det finns aldrig tråkighet.

Njut av livet

Als der Besuch aus Aachen/Siegen da, das Wetter super war und es dann noch ein Zelt günstig gebraucht zu kaufen gab, hatte der Zaunpfahl genug gewunken und es ging für einen Tag raus in die Schären. Ziel war diesmal die Insel Utö, die nicht nur eine Küstenseite an der offenen Ostsee, sondern auch eine vielseitige Natur zu bieten hat.

Um die Ostküste zu erreichen sind wir querfeldein gelaufen, immer mit der Sonne zur Rechten. Dabei durchquerten wir sumpfige Passagen,

bunte Hügel,

weite Wiesen und dichbewachsene Waldteile

um dann endlich am Meer anzukommen

Die offene See, die nur der Horizont begrenzt, hat für mich immer eine besondere Anziehungskraft.

Abends suchten wir uns dann einem Platz für Zelt und Lagerfeuer am Sand- und Kieselstrand.

Grundregel fürs Schärenzelten: Zelten und Lagerfeuer immer an der Westküste!

Da das Zelt etwa 5m vom Wasser entfert stand, hörte man auch die kleinsten Wellen an Land schlagen, was es nicht einfacher machte sich auf diese zu konzentrieren…

Nach einer kühlen Nacht mussten wir dann früh aufbrechen, um das erste Boot zurück nach Stockholm zu bekommen.

Ein toller Tag mit tollem Besuch 🙂

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